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Completer

Geschrieben von Christian Obrecht III, um 1990

Älteste Weisswein-Sorte in der Bündner Herrschaft, wahrscheinlich römischen Ursprungs. Gedeiht nur in ganz guten Lagen und erreicht in einem guten Weinjahr (Sonnenjahr) bis zu 115° Oechsle, solche Jahrgänge mit einer vollen Reife gehören zu den feinsten Weissweinen unseres Landes, mit einem eigenartigen, feinen und hervortretenden Bukett. 

Die Rebe ist nicht sehr fruchtbar und empfindlich in der Blüte. Der Anbau ist seit dem totalen Frostjahr 1956 immer mehr zurückgegangen und die Weine haben heute einen Raritätenwert. Ohne besondere kellereitechnische Massnahmen sind die Weine erst im dritten bis 4 Jahre Fasslagerung abfüllreif in Flaschen, dadurch trotz relativ hohen Preisen nicht rentabel.

Der Name “Completer” stammt nach mündlicher Überlieferung aus folgender Ableitung. Das Bistum Chur war jahrhundertelang Besitzer der sonnigen Rebhalden (Completerhalden) in Malans. Der hier wachsende Weisswein wurde wahrscheinlich in einer klösterlichen Trotte in Malans gekeltert kam dann aber zum weiteren Ausbau (siehe oben 3 bis 4 Jahre) per Achse (Fässer auf Ochsenkarren) in die Hofkellerei nach Chur. Der hier im Fass ausgereifte weisse Malanser stand ausschliesslich dem Klerus zu.

Ein Priester der die COMPLETA (sehr langer und anstrengender Messgang) gelesen hatte war dazu privilegiert ein Steinkrüglein des weissen Malansers in der Hofkellerei entgegenzunehmen.

Daher der Name Completer. Dieser Wein wird auch in Konrad Ferdinands “Jürg Jenatsch” erwähnt. Dies ist die geschichtliche Version des Namens “Completer”. Böse Zungen belieben dem Namen aber noch eine andere Deutung zu geben. Sie leiten den Namen von: completer = vervollständigen ab. Completer, dieser Weisswein, goldfarbig mit bis zu 115° Oechsle wird sehr alkoholreich, mit seinem ausgebauten, runden und harmonischen Bukett schmeckt er jedoch nicht brandig und schnapsig wie ein aufgezuckerter Wein und der hohe Alkoholgehalt kommt dem besinnlichen Geniesser meist zu spät zum Bewusstsein. Er gehört deshalb zu den Weinsorten, die im Geruche stehen, sie seien als flüssiges Gold wie Milch zu trinken, hätten aber die üble Nachwirkung zunächst unvermerkt den Zustand zu vervollständigen, der nach biblischer Überlieferung schon unserm Stammvater Noah zum Verhängnis geworden und ihn in eine höchst peinliche Situation gebracht.